Das heutige Bistrogebäude wird 1907 als Dienstgebäude für die Dampfschiffgesellschaft errichtet, nach den Plänen der renommierten Architekten Vogt und Balthasar. Ursprünglich ist das Gebäude als Provisorium gedacht. Im Verlaufe der Jahrzehnte wird es in verschiedener Art und Weise genutzt. 1985 schliesslich erfolgt der Umbau zu einem Restaurationsbetrieb, zum Bistro Schifflände. Als solches wurde es bis Oktober 2008 genutzt. Zuletzt steht das Gebäude ziemlich schief, es ist in landrichtung abgekippt. Auch die Infrastruktur als Restaurationsbetrieb ist mittlerweile ziemlich obsolet geworden, und das Gebäude macht als Ganzes einen heruntergekommenen Eindruck.
Aufgrund seiner in verschiedener Hinsicht exponierten Lage ist eine subtile und qualitätsvolle Revitalisierung in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege notwendig. Das Architektenteam erhält den Auftrag, das Konzept des Büro Dolmus, welches sich in einem eingeladenen Wettbewerb durchgesetzt hat, umzusetzen.
Fassaden
Von aussen soll das Bistro wieder mehr dem ursprünglichen Bild (zu Beginn des 20. Jahrhundert) angenähert werden, mit grossflächiger Befensterung allerdings. Der denkmalpflegerische Ansatz bezieht sich auf noch erhaltene Bauteile (Konstruktionsholz, Fenster, Brüstungen), welche die Grundlagen für die Gestaltung bilden. Die Infrastrukturelemente im Inneren (Küche, WC-Anlagen, Technik) werden von der Fassade losgelöst und in einem rechtwinklig zum Ufer stehenden Kubus zusammengefasst. Dadurch verstellen keine Einbauten mehr den Innenraum, und es wird eine eindrückliche Transparenz vom Bahnhofplatz zum See erreicht. Die Fenster können nun ringsumlaufend auf die ganze Fassadenabwicklung montiert werden. Sie sind in den Proportionen (Rahmen- und Sprosseneinteilung) dem noch existierenden originalen Fenster angepasst. Dieses Original-Fenster wird restauriert, mit einer inneren Verglasung ergänzt und am Ursprungsort wieder eingebaut.
Innenraum
Im Gegensatz zum Aussenbild steht die Gestaltung im Inneren. Hier wird eine grösstmögliche Einheit von Konstruktion und Materialisierung gesucht und mit zeitgemässen Mitteln umgesetzt. Die gesamte Betonkonstruktion muss hohen Anforderungen bezüglich Präzision und Ästhetik erfüllen. Diese besteht aus der Bodenplatte, dem freistehenden Monolythen (welcher die umfangreichen Installationen beinhaltet) und den Betonbrüstungen. Diese kohärente Konstruktion bildet zusammen mit der neuen Pfahlgründung eine stabile und dauerhafte Struktur. Die Möblierung des Bistros wird aus Fundstücken im Lager der SGV zusammengestellt, bestehend aus ausrangierten Tischen und Stühlen von den Schiffen. Als wichtige Ergänzung kann seeseitig eine Terrasse angebaut werden, welche leichtfüssig über dem Wasser schwebt. Der Charme des Gebäudes ergibt sich aus der Komposition und der Verschiedenartigkeit aller Komponenten: Dem Zusammentreffen von sich ergänzenden Gegensätzen: alt-neu, stabil-leicht, innen-aussen, See-Land, Touristen-Einheimische.